Abrüsten

 

 

 

Atomkrieg ist möglich

denn die Waffenarsenale sind da.

Ein Atomkrieg aus Versehen ist möglich:         

wegen Fehlalarm, Fehlwahrnehmung. In Verbindung mit  der Angst vor einem Überraschungsangriff, einem Überraschungsschlag, gar einem Entwaffnungsschlag. Daher die Haltung: Wir müssen jederzeit zuschlagen bzw. zurückschlagen-können. Denn wer abwartet könnte verlieren.

Verschärft: Fehleinschätzung oder Kontrollverlust durch Cyber- Attacken

Atomkrieg kann aus einem konventionellen Krieg entstehen

Nach der Expansion der NATO: Konfrontation in Ost- Europa: Manöver und Säbelrasseln. Russland wird als Feind betrachtet. Eskalation aus einem konventionellen Krieg, aus einem Manöver, einer Provokation, ist möglich bzw wahrscheinlicher geworden. Die an konventionellen Waffen in einer Kriegslage (auf dem aktuellen Gefechtsfeld) unterlegene Seite kann Atomwaffen einsetzen, um eine Niederlage abzuwenden. (das war die Planung der NATO zu Zeiten des Kalten Krieges, dafür wurden Tausende taktische Atomwaffen in Westdeutschland sationiert) Und sie greift die kriegswichtigen Ziele im Hinterland des Angreifers an. Konkret: Stützpunkte der USA bzw der NATO in Westdeutschland.

Neue russische Marschflugkörper können die Aufmarschwege und neuen Stützpunkte der NATO in Osteuropa angreifen.

Der Atomkrieg wird wahrscheinlicher

Ausführlicher und mit Quellen im Text "Bombenstimmung - Kalter Krieg - Neues Wettrüsten" (vom April 2020)

Abschreckung und Rüstungskontrolle

Wie soll Abschreckung funktionieren?

Abschreckung durch Fähigkeit zur Vergeltung - Verwundbarkeit

Wenn eine Atommacht angegriffen wird, hat sie immer die Fähigkeit zu einem vernichtenden Vergeltungsschlag. Wer angreift, hat keinen Vorteil, denn es gilt: Wer als Erster schießt, stirbt als Zweiter.

Diese Situation wurde als „gegenseitige gesicherte Zerstörungsfähigkeit“ bezeichnet; englisch „Mutual Assured Destruction“, kurz „MAD“. So wurde in den 70er und 80er Jahren die atomare Abschreckung mit Zehntausenden Atomwaffen gerechtfertigt. (3)

Raketenabwehr: Schutzschild - Unverwundbarkeit

ABM = Anti Ballistic Missiles - sind Raketen zur Zerstörung von anfliegenden ballistischen Raketen (bzw. Flugkörpern bzw. Atomsprengköpfen). Seit den 60er Jahren werden ABM- Systeme entwickelt und getestet. Bald war absehbar, dass die Aufstellung von Abwehrraketen die jeweilige Gegenseite veranlassen wird, ihrerseits Abwehrraketen und noch mehr Angriffsraketen aufzustellen. Die Atommächte würden einen ruinösen Wettlauf zwischen immer mehr Angriffsraketen und immer mehr Abwehrraketen beginnen und doch keine Sicherheit und Stabilität erreichen können. (1)

ABM-Vertrag - Grundlage der Entspannungspolitik

Im ABM Vertrag von 1972 haben sich die USA und die Sowjetunion darauf geeinigt, keine weiteren Abwehrraketen aufzustellen. Auf dieser Grundlage sollte über die Verringerung der Zahl der Angriffsraketen verhandelt werden. (2) Damit wurde festgeschrieben: Wir verzichten auf einen Schutzschirm durch Abwehrraketen.

Der ABM Vertrag war die Grundlage für die Entspannungspolitik der 70er Jahre. (4) In langwierigen Verhandlungen vereinbarten die USA und die Sowjetunion eine Begrenzung und später auch eine zahlenmäßige Verringerung der Zahl der Angriffswaffen und Atomsprengköpfe.

Rüstungskontrolle

Rüstungskontrollpolitik sollte durch Verträge zur Begrenzung der Zahl von Waffensystemen, kontrolliert durch Überprüfungsmaßnahmen im gegenseitigen Einverständnis, die Gefahr eines Krieges verringern. (5)

Abschreckung plus Rüstungskontrolle plus Entspannungspolitik sollte den Atomkrieg verhindern. Das schien ja auch ganz einleuchtend. Damit war eine Perspektive gegeben, wie die Staatengemeinschaft, durch weitere Abkommen und Aufbau von gegenseitigem Vertrauen, zu Abrüstung und Abschaffung der Atomwaffen kommen könnte.

Kündigung des ABM- Vertrages - Illusion der Unverwundbarkeit

Einseitige Wende in der Rüstungskontrollpolitik

US- Präsident George W. Bush hat 2001 den ABM Vertrag gekündigt. Der Vertrag sei ein Relikt aus dem Kalten Krieg, die neuen Abwehrsysteme dienten dem Schutz vor Angriffen von „Schurkenstaaten“ oder Terroristen, man werde die ABM- Technik mit den NATO-Partnern und Russland teilen. Das ist nicht geschehen. Die Botschaft an Russland war: Wir akzeptieren die Verwundbarkeit nicht mehr, wir wollen die Überlegenheit! Russland hat die Aufrüstung bei ABM- Systemen immer als feindselige Maßnahme betrachtet, die die eigenen Atomwaffen entwerten. (6) (Trotzdem gab es noch weitere START- Abkommen)

Es gibt jetzt keine rechtlichen Beschränkungen, wenn die USA weitere ABM- Einheiten aufstellen wollen. (7) Trotz Kündigung des Vertrages haben die USA bis jetzt keine größere Zahl von Abwehrsystemen installiert. Die Zahl der strategischen Abwehrsysteme liegt derzeit noch unter dem Limit des Vertrages von 1972.

Wenn es keine Begrenzung der ABM- Systeme gibt, wird es keine weitere Abrüstung bei strategischen Angriffswaffen geben. Der sogenannte START- Vertrag läuft 2021 aus. (8)

ABM in Europa ?

Die ABM- Systeme in Polen und Rumänien können die Flugbahnen der russischen Interkontinentalraketen nicht erreichen; ballistische Mittelstreckenraketen gibt’s aber nicht mehr seit der Verschrottung der SS 20. Die NATO-Raketenabwehr dient eher der Abwehr von Flugkörpern auf dem künftigen Kriegsschauplatz. (9)

Die Bezeichnung „ABM- Systeme“ war wohl nur ein Etikett, das die politische Durchsetzung fördern sollte. Die Stationierung von neuen Atomwaffen in Osteuropa wäre wohl sehr unpopulär gewesen.

Russland hat bereits angekündigt, modernere, schnellere und mobile Angriffsraketen produzieren zu wollen, die alle Abwehrsysteme überwinden können. (nächster Abschnitt)

Ein Wettlauf zwischen immer mehr Angriffs- und Abwehrraketen ist zu befürchten.

Derzeit konzentrieren sich beide Seiten auf neue Angriffswaffen.

 

Aufrüstung ohne Kontrolle - Destabilisierung

Abschreckung durch Überlegenheit

Das Konzept der „Abschreckung durch Fähigkeit zur Vergeltung“ wurde in den letzten Jahren stillschweigend fallen gelassen. Der Begriff der Abschreckung wird zwar weiter verwendet. Doch zur neuen Abschreckung, wie sie in den Dokumenten des US- Verteidigungsministeriums entwickelt wird, gehören sowohl der präventive Angriff auf die Waffen des Gegners als auch die umfassende Abwehr von Angriffen. Nach dem Konzept „Prompt Global Strike“ wollen die US- Streitkräfte die Fähigkeit, jedes Ziel auf der Welt innerhalb einer Stunde anzugreifen. (1) Die Machtposition der Atommacht Russland (und der anderen) wird durch die strategischen Optionen bedroht, die sich aus der militärtechnischen Entwicklung ergeben. (2) Im Jahr 2020 scheinen Kriegsszenarien technisch machbar, die 1980 unrealistisch waren.

Entwaffnungsschlag

Die Zielgenauigkeit der strategischen Waffen (Raketen, Bomber, Marschflugkörper) ermöglicht ein Szenario der Zerstörung von Führungsstrukturen, Abwehrsystemen und Atomwaffen eines Gegners. Mit einem Überraschungsangriff (ein „Erstschlag“ oder „Präventivschlag“) könnte der Gegner weitgehend entwaffnet und handlungsunfähig gemacht werden. Mittel des Enthauptungsschlages sind die Bomber und Marschflugkörper mit Hyperschallgeschwindigkeit und Stealth- Technik, die Abwehrsysteme zerstören bzw. überwinden können, sowie U-Boot gestützte Marschflugkörper oder Raketen, die näher am Ziel abgefeuert werden können. (3) Entsprechend der geostrategischen Lage gehören die in Europa stationierten Atomwaffen der USA zu den Mitteln des Präventivschlages, da sie näher an den strategischen Zielen in Russland aufgestellt sind.

Ausschaltung der U-Boote

Gleichzeitig mit einem Entwaffnungsschlag müssten die raketentragenden U-Boote Russlands ausgeschaltet werden. Die Systeme der Anti-Submarine- Warfare (ASW), deutsch: U-Boot- Bekämpfung, bestehen aus einem Verbund von Horchposten, Angriffs- U- Booten und verschiedenen Lenkwaffen, die von Kriegsschiffen, Hubschraubern und Kampfflugzeugen abgefeuert werden können. Sie scheinen heute effektiver durch Verbesserung der Überwachung, der Datenauswertung, durch Verbesserung der Koordinations- und Führungsfunktionen auf der Grundlage der IT- Technik. (4)

Angriff ist die beste Verteidigung

Nachdem es eine Hundertprozentige Entwaffnung nicht geben wird, muss ein verbleibender Vergeltungsschlag mit ABM- Systemen abgewehrt werden. Die Abwehr eines Angriffes ist einfacher, wenn weniger Raketen ankommen. Die präventive Beseitigung der Raketen des Gegners ist daher jetzt ausdrücklich Teil des Konzeptes zur Raketenabwehr. Präsident Trump: „Das Ziel ist einfach. Es ist sicherzustellen, dass wir jede gegen die Vereinigten Staaten gestartete Rakete aufspüren und zerstören können- jederzeit, überall, an jedem Ort“. (5)

Entwicklung zur Instabilität

Die Dokumente der US- Kriegsplanung sprechen zwar nicht vom „Entwaffnungsschlag“, aber der Präventivschlag ist ausdrücklich Teil der Planungen. Wenn die weitgehende Entwaffnung erfolgversprechend erscheint, dann gibt es einen starken Anreiz in einer Krise, diesen Präventivschlag auch zu führen. Der Gegner wiederum muss diesem Präventivschlag zuvorkommen. Wer als erster zuschlägt, könnte am Schluss weniger Opfer haben. Die Nervosität steigt.

„Der Atomkrieg wird dann geführt wenn man glaubt, dass man ihn gewinnen kann“. (6)

Diese Situation wird verschärft, wenn die Frühwarn- und Führungssysteme einer Militärmacht durch eine Cyber- Attacke ausgeschaltet oder manipuliert werden. (7)

Auch ein begrenzter Atomkrieg wäre eine Katastrophe für Mensch und Umwelt. (8)


Viele Infos und Hinweise auf Aktionen: www.atomwaffenfrei.de


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